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Drehtermin bei Querdenker-Demo Bewährungsstrafen nach Angriff auf ZDF-Team

Stand: 08.01.2024 18:17 Uhr

Im Prozess wegen eines Angriffs auf ein ZDF-Kamerateam sind die vier Angeklagten wegen gefährlicher Körperverletzung zu Freiheitsstrafen von jeweils zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Zudem müssen sie eine Geldbuße zahlen.

Es war ein gezielter Angriff. Davon ist das Gericht überzeugt. "Ausspähen und draufhauen", sagte Richterin Ulrike Hauser bei der Urteilsverkündung. Fast vier Jahre nach einem Angriff auf ein ZDF-Team am Rande einer Demonstration der Querdenkerbewegung in Berlin hat das Amtsgericht Tiergarten drei Männer und eine Frau jeweils zu Bewährungsstrafen von zwei Jahren verurteilt.

Es sprach sie der gefährlichen Körperverletzung schuldig. Binnen eines Jahres müssen die 28- bis 34-Jährigen zudem je 5000 Euro Geldbuße zahlen. Die 20.000 Euro sollen die sechs Opfer - Journalisten und Wachleute - als Schmerzensgeld bekommen.

Die Verteidigung hatte Bewährungsstrafen von jeweils eineinhalb Jahren beantragt. Ob sie Rechtsmittel einlegen, ließen die Anwälte zunächst offen.

Geständnis und Entschuldigung

Die beiden Männer aus Berlin und das Geschwisterpaar aus Baden-Württemberg hatten zuvor gestanden, am 1. Mai 2020 auf das Fernsehteam eingetreten und eingeschlagen zu haben. Es habe sich um eine Verwechslung gehandelt, ließen sie jeweils über ihre Verteidiger erklären. Man sei davon ausgegangen, es handele sich um "Personen aus dem rechten Spektrum", hieß es.

In knappen Erklärungen ließen die Angeklagten vortragen, sie würden einen Angriff auf Pressevertreter nicht gutheißen und wollten sich aufrichtig bei den Opfern entschuldigen. Eine Distanzierung von der Gewalt an sich fehlte jedoch bei allen. Das Geständnis der bislang nicht vorbestraften Angeklagten war Voraussetzung dafür, dass das Gericht Bewährungsstrafen aussprach.

Mit "großer Wucht" niedergeschlagen

Das Fernsehteam war damals im Auftrag für das ZDF-Satireformat "heute-show" unterwegs und berichtete über die Demonstration der Querdenkerbewegung. Plötzlich sei ein "schwarzer Block" mit etwa 20 vermummten Menschen auf sie zu gerannt gekommen, so die Zeugen. Jeweils drei- bis vierköpfige Gruppen hätten sie attackiert.

"Ich sah, wie ein Kollege zusammengetreten wurde", schilderte der Regisseur vor Gericht. Dann habe er einen Schlag auf ein Bein, dann auf den Hinterkopf bekommen. Auf die Entschuldigung reagierte der 63-Jährige, der als Nebenkläger im Prozess auftrat, zurückhaltend. "Das war eine Erklärung, die von Verteidigern vorgelesen wurde."

Die sechs Opfer seien niedergeschlagen worden, danach sei "mit großer Wucht" gegen die Köpfe der am Boden liegenden Menschen getreten worden, so die Anklage. Zwei der Opfer verloren zeitweilig das Bewusstsein. Ein Kameramann erlitt einen Nasenbeinbruch.

Aus Sicht des Gerichts ließen sich die Hintergründe für den Angriff nicht mehr klären. Dies sei bedauerlich, betonte Richterin Hauser.

DJV bis heute schockiert

Nach Angaben des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) handelte es sich bei der Attacke um den schwerwiegendsten Überfall auf Journalistinnen und Journalisten im Jahr 2020. "Wir waren damals schockiert und sind es noch heute", erklärte am Montag die DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. "Es war ein brutaler Angriff auf das Grundrecht der Pressefreiheit."

Mit Blick auf die Erklärung, es handele sich um ein Versehen, betonte der Jurist, dass es keinerlei Rechtfertigung für solch einen Angriff gebe. Ein politischer Diskurs dürfe nicht auf gewaltvolle Weise ausgetragen werden. Mit seinem Urteil folgte das Amtsgericht dem Antrag des Staatsanwalts.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk in den Nachrichten am 08. Januar 2024 um 16:00 Uhr.